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Mittwoch, 27. September 2017

Kolumbien

Eigentlich wollten sie uns aus Ecuador nicht ausreisen lassen. Da der Grenzposten, bei dem wir ins Land eingereist waren, nicht am Internet angeschlossen ist, waren wir nicht im System erfasst. Hätte uns der Beamte einfach den Ausreisestempel gegeben, wäre es so, als wären wir gar nie in Ecuador gewesen, was natürlich gar nicht geht. Nach teuren Kopien unserer Pässe konnten unsere Daten durch mehrere Zollbeamte, unterstützt durch den Oberzollbeamten, nachträglich im System erfasst werden und wir durften ausreisen.
In Kolumbien wollten wir endlich noch einen Blick in den Dschungel werfen. An den Rand des Amazonasbeckens gelangten wir über das als schönste und gefährlichste Strasse Kolumbiens bekannte "Trampolino de la Muerte": Eine kurvenreiche Schotterstrasse, die mit einer 2000 Höhenmeter-Abfahrt in den Urwald hinein führt und die Arme wesentlich mehr fordert als die Beine.
Mocoa war der richtige Ort um einige Tage auszuspannen: Endlich angenehme, warme Temperaturen,  Hängematten, frische Früchte und Wasserfälle zum Baden. Die Leute waren sehr freundlich und fragten uns mehrmals, ob wir nicht doch noch etwas bräuchten. Wir merkten schnell, dass das damit zu tun hat, dass die Region bekannt ist für Ayahuascazeremonien.
Für die Weiterfahrt nutzten wir eine Hauptverkehrsachse in Richtung Norden. Es herrschte jedoch kaum Verkehr, was bei uns ein mulmiges Gefühl verursachte. Wir passierten regelmässig Checkpoints, die ein Sicherheitsgefühl vermittelten, aber auch von Unruhen in diesem Teil des Landes zeugten.
Vom feuchtwarmen Klima kamen wir ins heisstrockene. Der Wald verschwand und wurde durch Kakteen ersetzt. Bei 40 Grad kamen endlich Annas Sandalen zum Einsatz. In der Tatacoawüste zelteten wir zu letzten Mal, obwohl es dafür viel zu heiss war. Als Anna dabei noch krank wurde, gönnten wir uns für die folgende Nacht ein Hotelzimmer mit Klimaanlage.
Als wir Bogotá erreichten, entschieden wir uns, wie wir die verbleibenden Tage bis zum Abflug verbringen wollten. Wir besichtigten die Salzkathedrale in Zipaquirá, die in den stillgelegten Teil einer Salzmine gebaut wurde. In die vorhandenen Tunnels und Hallen sind schlichte Kreuze, Kuppeln und Kapellen ins Steinsalz gehauen und mit spärlichem Licht ausgeleuchtet. Durch die Schlichtheit und Natürlichkeit des Steinsalzes ist es eine der schönsten Kirchen, die wir je besichtigt haben. 
In Villa de Leyva verbrachten wir einige gemütliche Tage mit viel Kaffee trinken und überschritten ein letztes Mal die 3000m-Marke bei einer Wanderung zu einem heiligen See. Im Glauben der Muiscas war dieser See die Geburtsstätte der Menschheit. Die wackeligen Beine beim bergab laufen und der Muskalkater am nächsten Tag machten deutlich, dass Velofahren und Wandern nicht die gleichen Muskeln beanspruchen.

Bogotá ist eine Stadt mit vielen verschiedenen Gesichtern. Zwischen prachtvollen Kolonialbauten stehen viele heruntergekommene Häuser. Es gibt herausgeputze Quartiere mit chicen Malls und Restaurants, aber auch Strassen, in denen man sich schon bei Tageslicht unwohl fühlt. Auf den Strassen mischen sich Touristen, Businessmenschen, Strassenverkäufer in zerschlissener Kleidung und Obdachlose, die auf dem Trottoir schlafen.
Wir verbrachten einige Stunden im Botero Museum, in dem Bilder von Fernando Botero und diejenigen anderer bekannter Künstler wie Giacometti, Monet oder Picasso ausgestellt sind. Fernando Botero malte fast ausschliesslich pummelige Menschen oder Stilleben mit pummeligen Früchten.
Da die Stadt liberal mit Graffitis und Streetart umgeht, sind die Strassen voll davon. Auf der Graffititour erhielten wir Informationen zu der Bedeutung einzelner Bilder. Die Tour ermöglichte uns nicht nur einen Einblick in die Graffitikultur, sondern auch in die Geschichte und Politik des ganzen Landes, was in den Bildern teils zum Ausdruck kommt.

Wir haben über 10'000km im Velosattel verbracht, haben einen ganzen  Kontinent durchfahren und so die verschiedensten Landschaften und Menschen gesehen. Es war ein grosses Abenteuer.
Nun sind die Velos demontiert und verpackt. Die letzten Stunde unserer Reise liegen noch vor uns.
Wir freuen uns auf die Schweiz und auf euch. Hasta pronto, amigos.

Trampolino de la muerte

Trampolino de la muerte

Dieser Wasserfall im Regenwald sorgte für eine herrliche Abkühlung 

Der Papst auf seinem Besuch in Kolumbien

San Agustin, Steinskulpturen als Grabbeigabe

André macht Zuckerrohrsaft

Desierto de Tatacoa

Salzkathedrale

Graffiti in Bogota

Präkolumbianisches Hollowtech II Tretlager aus purem Gold


Sonntag, 10. September 2017

Peru/Ecuador

Nach Huaraz radelten wir durch den spektakulären Cañon del Pato (Entenschlucht), worauf wir uns seit langem gefreut hatten. Anschliessend ging es weiterhin ständig bergauf und bergab. In der Zwischenzeit hatten wir uns für einen Einsatz auf einem Bauernhof im Süden Ecuadors verpflichtet. Wir merkten schnell, dass der Zeitplan in Anbetracht der Peruanischen Topografie und Andrés kurzer aber intensiver Grippe mit Velofahren alleine nicht einzuhalten war und mussten einige Busse nehmen, um an die Grenze zu Ecuador zu gelangen.
Während die Landschaft im Norden Perus noch ähnlich wie diejenige weiter im Süden war, hatten sich die Ortsbilder der Dörfer und Städte gegenüber dem bisher gesehenen stark verändert. In den meisten und sogar in den kleinen Ortschaften herrschte nun der Kolonialstil vor, was uns sehr gefiel. Die Stadt Cajamarca hat uns beispielsweise sehr gut gefallen. Dort gelten zudem Milchprodukte als grosse lokale Spezialität. Mit dem Jogurt, den wir literweise konsumierten, konnten wir uns viel besser anfreunden als mit dem Käse, den es in unzähligen aber durchwegs langweiligen Varianten gab. Der "queso suizo" wurde uns als "kaugummiartig" angepriesen, was sich auch bewahrheitete.
Mit dem Grenzübertritt nach Ecuador veränderte sich auch die Landschaft. Dies war wohl die bisher spürbarste Landesgrenze. Auf einmal fanden wir uns bei grosser Hitze auf einer kleinen steilen Schotterstrasse wieder, welche sich durch tropische Vegetation schlängelte.
Wir merkten jedoch schnell, dass sowohl die Vegetation als auch das Klima sehr stark von der Höhenlage abhängt.
Der kleine Bauernhof, auf dem wir ca. 2 Wochen arbeiten wollten, lag auf mittlerer Höhe und war umgeben von Orangenbäumen, Bananenstauden, Kaffeesträchern und Kuhweide.
Wir bekamen eine eigene Saftpresse und konnten uns gelegentlich einige Orangen pflücken und entsaften. Unter anderem stutzten wir mit Macheten bewaffnet die Bananenstauden.
Leider bekamen wir schnell das Gefühl, dass wir gar nicht wirklich gebraucht wurden. Und so einigten wir uns mit den Besitzern darauf, dass wir nach ein paar Tagen wieder weiterfuhren.
Als wir vom Bauernhof losfuhren, machte sich bei Anna eine üble Magenverstimmung bemerkbar, welche uns bereits im nächsten Städtchen, Vilcabamba zu einem Ruhetag zwang. André nutzte die Zeit, um sich bei perfektem Wetter unbemerkt unter die Leute zu mischen und diese nach den neusten Verschwörungstheorien auszuhorchen. In Vilcabamba leben sehr viele Ausländer, insbesondere aus den USA. Viele von ihnen sollen an seltsame Dinge glauben.
Auf dem Weg nach Cuenca hatten wir zum Teil Begleitung eines Belgischen Velofahrers, den wir bereits an unserem ersten Tag in Ushuaia angetroffen haben. Nach dem perfekten Wetter in Vilcabamba wurde es auf über 3000 müM bei strömendem Regen leider wieder recht unangenehm.
In den Dörfern Ecuadors sahen wir weiterhin viele indigene Menschen. Die Frauen trugen etwas andere Kleidung als in Peru und Bolivien, trugen jedoch dieselben bunten Tücher um den Oberkörper, mit denen sie allerlei Dinge transportieren. Erstmals sahen auch die Männer irgendwie speziell aus: Sie tragen die langen dunkeln Haare zu Pferdeschwänzen gebunden und lustige Dreiviertelhosen. Die Gesichter dieser Menschen erinnern stark an diejenigen der "Indianer", welche in Nordamerika leben. 
Vor Quito, der Hauptstadt Ecuadors hatten wir erst grossen Respekt, da überall vor der Kriminalität etc. gewarnt wird. Schliesslich waren wir sehr positiv überrascht. Am stärksten in Erinnerung bleiben uns der botanische Garten, die eindrückliche koloniale Architektur, die Besteigung des 4690 Meter hohen Hausbergs Rucu Pichincha und der sonntägliche Ciclopaseo. Jeden Sonntag wird eine rund 30 km lange Strecke quer durch Quito, zu einem grossen Teil die Hauptverkehrsachse, für den motorisierten Verkehr gesperrt und steht den Velofahrern, Läufern und Spaziergängern zur freien Verfügung. Ein wahrer Hochgenuss...
Unter ständigem Auf und Ab und bei eher kühlen Temperaturen fuhren wir weiter in Richtung Kolumbien.

Entenschlucht

 

Nordperu

Auf und Ab in Peru

Cajamarca

Ecuador: Cuenca

Ciclopaseo in Quito

 

Ecuador


Montag, 28. August 2017

Video Bolivien

Nach langer Zeit und einigen technischen Schwierigkeiten haben wir es nun hier in Quito geschafft, einige Eindrücke aus Bolivien in einen kurzen Film zu verpacken:




Zurzeit verbringen wir einige Tage in Quito. Die vielen Höhenmeter in Ecuador waren strapaziös und wir haben die Erholung bitter nötig. Als nächstes fahren wir in Richtung Kolumbien. André wird Ende September von Bogotá nach Zürich fliegen, wo die Arbeit ruft. Anna Barbara wird noch einige Zeit in Kuba verbringen, bevor auch sie der Ernst des Lebens wieder einholt.

Freitag, 4. August 2017

Peru

Dem Ufer des Titicacasees entlang gelangen wir nach Peru. Nach der obligaten Tour zu den "Islas flotantes", wo Anna die aus Seegras gebauten, schwimmenden Inseln besucht, während André seine Magenbeschwerden auskuriert, fahren wir Richtung Cusco. Hier treffen wir auf Christoph und Sara, mit denen wir die Tage verbringen. Für einmal dreht sich nicht alles nur um uns und wir führen wieder mal Gespräche, die weiter gehen als die immer gleichen Touristenfloskeln. Die gemeinsame Zeit ist bereichernd und geniessen wir sehr. Zusammen besuchen wir die Ruinenstadt Machu Picchu. Diese liegt imposant auf einem Berg und ist so abgeschieden, dass sie von den Spaniern nicht gefunden und zerstört wurde.
Darauf folgt die harte peruanische Realität: Berge, Berge, Berge. Für den Velofahrer gestaltet sich nun der Alltag ungefähr so: Von morgens um acht bis nachmittags um vier fährt er von 2000m auf 4000m hinauf. Dann folgt eine zweistündige Abfahrt und er landet in der nächsten Ortschaft, die wiederum auf 2000m liegt. Tags darauf nimmt er den nächsten Pass unter die Räder und dann den nächsten und nächsten und nächsten. Wir meistern Tage mit über achteinhalb Stunden reiner Fahrzeit, was uns distanzmässig trotzdem nicht viel weiter bringt.
Die bergige Landschaft liegt nicht etwa brach, sondern wird fast ausnahmslos landwirtschaftlich genutzt, auch die steilsten und höchstgelegenen Hänge. Die Menschen graben die Kartoffeln aus oder werfen Getreide in die Luft um das Korn von der Spreu zu trennen. Wir fragen uns, wie die Menschen die ganze Arbeit bewältigen können, wird doch alles von Hand gemacht. Zwischen den Feldern grasen Kühe, Schafe und Schweine, die an einem Pflock angebunden sind und auch mal direkt vor Ort geschlachtet werden. Die toten wie auch die lebendigen Schweine sind jedoch harmlos im Gegensatz zu den wütenden Hunden, die nicht angebunden sind, und uns alle paar Kilometer die Hölle heiss machen.

Da wir nicht so schnell vorwärts kommen, bleibt die Strecke bis Kolumbien noch weit, die Zeit hingegen wird kürzer. So leisten wir uns einen Bus bis nach Huaraz mit Zwischenstopp in Lima. In der Hauptstadt erkunden wir das Verkehrssystem, was uns vor neue Herausforderungen stellt. Kleinbusse, sogenannte "Colectivos", ergänzen die städtischen Busse. Dabei stehen Kondukteure an der offenen Bustür und rufen die Richtung aus, in die der Bus fährt. Steht man am Strassenrand, kann man mit einem Handzeichen den Bus zum Anhalten bringen und einsteigen. Einzige Voraussetzungen: Man muss wissen, wie es heisst, wo man hin will und verstehen, was ausgerufen wird. Wir haben's geschafft. Auch wenn wir in der Schweiz manchmal über die vollen S-Bahnen klagen, beneiden wir die Menschen nicht, die hier täglich mit diesen Bussen unterwegs sind.

Acht Busstunden später sind wir zurück in den Bergen. Huaraz liegt in der Cordillera Blanca und ist umgeben von unzähligen 6000ern, was die Stadt zum Bergsteigermekka Perus macht. Wir leisten uns einen Ausflug zur Laguna 69, ein Bergsee auf 4600m. Dank Nationalfeiertag geniessen wir die Wanderung in Gesellschaft von Tausenden Peruanern. So ist der Pfad gesäumt von nach Luft schnappenden Frauen, die am Arm ihrer Männer hängen und an irgendwelchen Substanzen schnüffeln.
Nun nehmen wir die nächste Etappe in Angriff, bei der wir wiederum viele Höhenmeter bezwingen müssen. Danach legen wir in Ecuador eine Velopause ein und arbeiten für zwei Wochen auf einer Farm.

am Tititacasee

In den Dörfern Südperus gibt es viele schöne Kirchen

Aguas Calientes am Abend und am Morgen

Machu Picchu


Ackerbau in den Bergen

Wandern am Nationalfeiertag

Dienstag, 4. Juli 2017

Bolivien

Nachdem wir in Villazon die Grenze nach Bolivien überquert hatten, wurde alles viel bunter. Die Frauen trugen Melonenhüte, lange Zöpfe und dicke, farbige Röcke und überall versuchte jemand etwas zu verkaufen. Nur das Essen wurde etwas langweiliger. In Villazon gab es unzählige Restaurants, die nun endlich auch nicht mehr so teuer waren, jedoch boten alle genau das gleiche an: am Spiess gebratenes Hähnchen. Wir hatten die Beilage "mixto" bestellt und staunten nicht schlecht, als wir zum Hähnchen Pommes, Reis und Spaghetti serviert bekamen. Zum Velofahren im Altiplano eigentlich keine schlechte Kombination, nur leider änderte sich auch später nicht viel am Nahrungsangebot.
In Tupiza genossen wir die sauerstoffreiche Luft auf knapp unter 3000 müM, das reichhaltige Angebot einer grösseren, touristischen Stadt und schauten uns die aus roten, bizarren Felsen bestehende Umgebung an.
Tonchi, der Velomech, riet uns vehement davon ab, die Strasse nach Uyuni zu befahren. Er müsse allzu viele Velos reparieren, die auf dieser Strecke von Uyuni her kommen. Also nahmen wir gemäss seiner Empfehlung (es klang eher wie ein Befehl) den Zug nach Uyuni, was natürlich auch ein tolles Erlebnis war.
Salar de Uyuni:
Unser Hirn war kaum fähig, die Fahrt über den Salzsee zu fassen. Vergleichbar ist das Erlebnis vielleicht mit einer Skiabfahrt, die zwei Tage lang dauert und über eine riesige Ebene führt, bei der das Ende nicht sichtbar ist.
Oder sich vorzustellen vielleicht so: Setz dich auf dein Velo, schliess die Augen und fahr los. Ein leises Knistern der Salzkruste ist das einzige Geräusch, das du hörst. Du kannst in jede Richtung radeln, nach Minuten oder auch Stunden die Augen wieder öffnen und alles sieht noch genau gleich aus.
Am Horizont tauchen winzige Gebilde auf, die aussehen wie Eisberge und die jede Stunde etwas grösser werden. Allmählich wird klar, dass es die schneebedeckten Berge weit hinter dem Salar sind, die wir sehen. So deutlich ist die Erdkrümmung selten zu erleben.
Bolivianisches Hinterland:
Für sechs Tage verliessen wir die bekannten Touristenpfade. Die Strassen bestanden ausnahmslos aus Salz (Salar de Coipasa), Sand oder Schotter und Waschbrett. Dabei kamen wir in sehr abgelegene Dörfer. Auf jedem Dorfplatz, auf dem wir hielten, kam - wie aus dem Nichts - ein zahnloser Mann angeschlurft und hielt einen Schwatz mit uns. Wegen der kalten Nächte übernachteten wir mehrheitlich in den  Dörfern, was uns interessante Einblicke in das Leben der Menschen ermöglichte. Z.B. gab es in einigen Dörfern praktisch keine WCs. Bei sternenklarem Himmel schlugen wir unser Zelt zwischen Sanddünen auf. Damit die Zeltnägel ein wenig hielten, mussten wir für jeden einzelnen von Hand einen Voraushub bis auf den kompakteren Sand machen. Und damit es am Morgen Kaffee gab, mussten wir die Wasserflaschen im Sand vergraben, bei unter -10°C gefroren sie auch im Zelt. Ja, die Winternächte auf dem Altiplano sind bitterkalt.
Der Salar de Coipasa ist auch sehr gross, wird von Touristen aber kaum begangen. Da dieser etwas nasser und weicher ist als der Salar de Uyuni, ist das Risiko grösser, dass man schlecht voran kommt. Dank guter Bedingungen war auch die Durchquerung dieses Salars wunderschön, wenn auch etwas holpriger als auf dem Salar de Uyuni. Und: absolut einsam.
Sajama:
Der älteste Nationalpark Boliviens ist von Vulkanen geprägt. So konnten wir uns in den heissen Quellen in wunderbarer Umgebung entspannen und ein Geysirfeld besuchen. Mit Mietausrüstung und Guide wagten wir uns auf unseren ersten Sechstausender: Der Acotango war mit 6052m zum Glück der einfachste Berg in der Region und wir schafften den Aufstieg in 3 statt der veranschlagten 5 Stunden, was den Guide nicht mehr aus dem Staunen brachte. Da wir uns genug sicher fühlten, wissen wir leider nicht, wie bolivianische Seilsicherung funktioniert. Der Abstieg durch Penitentes (Büsserschnee) beanspruchte unsere einseitig trainierten Beine. Im Unterschied zu schweizer Bergtouren hatten wir während der gesamten Tour sämtliche mitgebrachten Kleider an. In Anbetracht der nur knapp tauglichen Mietausrüstung waren wir am Schluss doch froh, dass wir uns für den einfachsten 6000er entschieden hatten.
In Sajama trafen wir dann endlich auch auf die Velofahrer, deren Spuren wir mehrere Tage lang gefolgt waren: Claudia und Jan aus Chur.
Arica:
Der Altiplano zehrt mit der dünnen und trockenen Luft und den kalten Nächten an unseren Kräften. So gönnten wir uns einige Ferientage am chilenischen Meer in Arica. Auf dem Weg in die 4700 Meter tiefer liegende Stadt nahm die Vegetation kontinuierlich ab: Grasbüschel auf dem Altiplano, vereinzelte Kakteen auf rund 2500m und dann nur noch Sand. Unterbrochen wurde der Sand einzig entlang des Rio Lluta. Diese Flussoase wie aus dem Lehrbuch liess Annas Geografieherz höher schlagen.
La Paz:
Plakate mit dem Gesicht des Präsidenten Evo Morales sind uns schon viele begegnet: Er hat die Wasserversorgung in verschiedenen Dörfern finanziert oder Sportanlagen gebaut. La Paz verdankt ihm vier Luftseilbahnen, mit denen man über die Stadt gondeln kann. Ein wahres Vergnügen, denn sie eröffnen neue Perspektiven auf Terrassen, Hinterhöfe, Märkte, Sportplätze und vieles mehr. Danke Evo.

Salar de Uyuni


off the beaten track

Salar de Coipasa



rechts, immer im Blick: Vulkan Sajama, der höchste Bolivianer (nach Evo)

Chullpas (Gräber, z.T. mit Knochen)

Lama-Steak in Vorbereitung

Abstieg durch Penitentes

Auf der Chilenischen Seite


Donnerstag, 29. Juni 2017

Video

Hier einige Eindrücke unserer Reise zwischen Puerto Montt und der bolivianischen Grenze. 



Dienstag, 20. Juni 2017

Argentinien-Bolivien

Pumahuasi. Ein staubiges Dorf in der Puna auf 3600müM. Wir. 80 km Gegenwind bzw. Sandsturm unter den Rädern. Die Nächte zu kalt und zu windig zum Zelten. Alojamientos gibt es anscheinend keine. Die Puna, das Hochland ganz im Norden Argentiniens, zehrt an unseren Nerven und Kräften. Wir gesellen uns zu einer Gruppe junger Männer, die Coca kauen und Bier trinken. Gespräche entstehen. Zuerst wehren wir die Einladung noch ab: Wir bräuchten nur einen geschützten Platz für unser Zelt. Schliesslich gehen wir doch mit und erhalten einen Einblick in das Leben von Sebastian und seiner Familie.
Unser amigo ist Hirt und bringt die Tiere von einer Weide zur anderen. Seine drei Mädchen fragen neugierig, warum Anna so kurze Haare hat und André Muttermale im Gesicht. Sie spielen mit Anna ein Kartenspiel und wollen auf englisch bis zwanzig zählen lernen - bis zehn können sie schon. Unsere Matten dürfen wir auf der einzigen freien Stelle auf dem Fussboden des Einzimmerhauses auslegen. Neben uns das Kajutenbett - oben schlafen die zwei älteren Mädchen, unten der Grossvater, darunter der Hund. Am anderen Ende des Raumes sind die Eltern mit Natalie, der Jüngsten. Beim Zähneputzen schlagen wir uns den Kopf an am Fleisch, das neben dem Lavabo aufgehängt ist. Ohne Morgenessen und ohne Zähneputzen aber mit gekämmten Haaren gehen die Mädchen zur Schule und wir verabschieden uns von der Familie und damit auch von Argentinien.
Am Grenzübertritt stürzen wir uns ins Getümmel und stehen wenige Minuten später in einem neuen Land: Bolivien.
Hier tragen die Frauen Hüte, schichtenweise Röcke und ihre Lasten in farbigen Tüchern auf dem Rücken. Die Strassen von Villazón sind voller Marktstände, die alles mögliche und unmögliche anbieten. Wir testen die frisch gepressten Fruchtsäfte und Milchshakes. Wir sehen den Schuhputzer, der ein weinendes Kind dabei hat, die strickende Frau mit einer Waage vor sich und ihre Nachbarin, die bereits eingeschlafen ist. Mit diesen Eindrücken schwingen wir uns wieder auf die Velos und fahren bei garstigem Wetter nach Tupiza, wo die bolivianische Entdeckungstour weitergeht.


Quebrada de Humahuaca

In der Puna


In Bolivien wird's bunt...

Mittwoch, 7. Juni 2017

Abra del Acay

Wer mich (André) kennt, weiss, dass ich nicht besonders entscheidungsfreudig bin. Seit längerer Zeit geht es Anna bezüglich der weiteren Routenwahl ganz ähnlich. Wir wussten, dass wir sicher nach Cafayate fahren. Doch dann? Salta? Abra del Acay? Nach Chile und auf die Lagunenroute? Während wir so durch die Landschaft fuhren, die eindrückliche Geologie im Ischigualasto und Talampaya-Nationalpark bestaunten, das Pacha Mama Museum und die Ruinen von Quilmes anschauten, den vorzüglichen Torrontes-Wein von Cafayate degustierten und mit dem Velo ohne Gepäck die wunderschöne Quebrada de Cafayate erkundeten, diskutierten wir sehr häufig über die weitere Route. Schlussendlich entschieden wir uns für den Abra del Acay, den höchsten befahrbaren Pass Amerikas. Und es hat sich gelohnt. Bereits die Fahrt in Richtung Pass durch das Valle Calchaquíes war wunderschön. Somit fanden wir es nicht so schlimm, dass wir aufgrund der sandigen Piste etwas länger brauchten als geplant und legten in Cachi sogar noch einen Ruhetag ein, den wir zum Teil zusammen mit Katharina und Lutz mit Brot auf dem Grill backen und Grillieren verbringen durften. Leider konnten wir uns nicht gebührend verabschieden. (Also, Lutz und Katharina, falls Ihr das lehst, meldet euch doch bitte)
Diesmal waren wir mit 2 Nächten auf 2300, und je einer Nacht auf 3000 und 4000 m ü.M. ein wenig besser aklimatisiert als beim Paso de Agua Negra. So erreichten wir den knapp 5000 m hohen Abra del Acay ohne unsere Velos schieben zu müssen. Nur einige teils gefrorene Furten waren zu durchqueren, was wir meist barfuss taten. Die Kiesstrasse war auf der Südseite des Passes von bester Qualität. Ist ja schliesslich eine Nationalstrasse (RN 40). Die Abfahrt im kühlen Gegenwind auf Waschbrettpiste war dann weniger angenehm. In San Antonio de los Cobres sahen wir im Internet, dass die Pässe nach Chile wegen schlechten Wetters und Schnees noch immer geschlossen waren. Unser bereits praktisch beschlossener Verzicht auf die Lagunenroute (wir hatten wochenlang darüber diskutiert) war damit besiegelt. Nach einer kurzen Nacht nahmen wir den Bus nach Salta, von wo aus wir dann durch die Quebrada de Humahuaca nach Bolivien fuhren.

Nationalpark Ischigualasto



Quebrada de Cafayate


Valle Calchaquies

Abra del Acay