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Dienstag, 28. Februar 2017

El Chaltén und der Wind

Während zweier Tage Wandern und Zelten im Torres del Paine Nationalpark haben wir uns entschieden, von Puerto Natales aus den Bus nach El Calafate zu nehmen. Wie wir von anderen Velofahrern gehört hatten, hätten wir 3 Tage lang durch absolute Einöde fahren müssen. Zudem sagten die Windprognosen starken Gegenwind voraus. Auf der Busreise bereuten wir unsere Entscheidung keine Minute lang. Gelegentlich machten wir uns sogar über die Monotonie lustig. So war doch die einzige Abwechslung eine tote Kuh am Strassenrand.
Von El Calafate aus machten wir einen Ausflug zum Perito Moreno Gletscher, welchen wir beim Kalben bestaunen und belauschen konnten. 
Auf dem Weg mit dem Velo in Richtung El Chaltén fühlten wir uns wiederum der Unendlichkeit Patagoniens ausgeliefert. Viele naturbelassene Flüsse und Seen machten die Landschaft jedoch etwas abwechslungsreicher als auf anderen Strecken. Allerdings mussten wir gegen anhaltenden Gegenwind ankämpfen. War dies die Strafe dafür, dass wir uns über die Landschaft lustig gemacht hatten? Am ersten Tag schafften wir die geplanten 110 km trotz des Windes und fanden eine gemütliche Stelle zum Zelten (s. Foto). Am zweiten Tag wollten wir wiederum 110 km fahren. Der Wind schlug jedoch dermassen zu, dass wir zeitweise überhaupt nicht mehr fahren konnten. Es war sogar kaum noch möglich das Velo zu schieben. Da es keine Alternative gab (der Wind hätte unser Zelt weggeblasen), kämpften wir uns mit Sand zwischen den Zähnen Meter für Meter voran und fanden nach 66 km eine Estancia, wo wir unser Zelt im Windschatten eines Hauses aufstellen konnten. Die freundlichen Bewohner gaben uns sogar zu Essen. Am nächsten Tag liess der Wind nach und die Berge Fitz Roy und Cerro Torre, welche wir schon lange am Horizont gesehen hatten, kamen endlich näher. Es wurde jedoch immer kälter. Die Temperatur fiel in wenigen Minuten von knapp 18 auf 13 Grad und es wurde recht düster. Bei einer Pause wies uns jemand darauf hin, dass gerade eine Sonnenfinsternis stattfand. Durch einen Schnipsel eines Röntgenbildes konnten wir das Spektakel sogar beobachten.
Von El Chaltén aus starten wir nun auf die Carretera Austral, auf welche wir uns schon lange freuen.

Nationalpark Torres del Paine

romantischer Zeltplatz

Fitz Roy und Cerro Torre wollten nicht näher kommen



Montag, 20. Februar 2017

Über die Magellanstrasse

Seit dem letzten Eintrag haben wir viel erlebt. Von Rio Grande aus sind wir auf einem weiteren geplanten Umweg in den Chilenischen Teil von Tierra del Fuego gefahren. Direkt nach der Grenze bei San Sebastian konnten wir in einem verlassenen Haus übernachten. Danach ging's auf einer schlechten Strasse zu einer Kolonie von Königspinguinen. Königspinguine haben einen gelben Hals und sehen aus wie die Miniaturversion der bekannteren Kaiserpinguine. Bei der Pinguinstation konnten wir uns zudem mit Wasser eindecken. Dafür gaben wir 96% der an der Grenze erworbenen Chilenischen Pesos für den Eintritt zur Station aus.

Alle Radfahrer, denen wir begegnet waren, hatten uns wärmstens empfohlen in ''dem verlassenen Haus'' bei einer bestimmten Abzweigung zu übernachten. Das Haus entpuppte sich aber als altes Bushäuschen, in dem sich zwei eklige Matratzen und allerlei weiterer Unrat befand. Wir entschlossen uns, noch etwas weiter zu fahren und in unserem gemütlichen Zelt zu schlafen. Wir werden wohl langsam alt, wenn uns solche Unterkünfte nicht mehr genügen. 

Unser ''Umweg'' führte uns durch die wunderschöne Landschaft im Hinterland der Bahìa Inutil nach Porvenir. Auf den letzten Kilometern konnten wir erstmals unsere ganze Regenkluft ausprobieren. Porvenir entpuppte sich eher als Enttäuschung. Und damit wir in diesem Blog endlich mal etwas spannendes schreiben können, provozierte André auf dem Weg von der Unterkunft zum Restaurant einen deutschen Schäferhund derart, dass der Hund ihn biss. So entschlossen wir uns, trotz leeren Mägen und einem langen Tag auf dem Velo, ins örtliche Spital zu gehen, wo uns der Besitzer des besagten Hundes netterweise hinfuhr. Die Wunde war nur oberflächlich und wurde fachmännisch versorgt. Wie ironisch, dass der Hundebiss nicht beim Velofahren erfolgte... Der Hund kam aus der Hofeinfahrt geschossen, biss kurz zu und ging wieder. Zur falschen Zeit am falschen Ort.
Am nächsten Tag verliessen wir Feuerland mit der Fähre nach Punta Arenas. 
Auf dem Weg von Punta Arenas nach Puerto Natales manifestierten sich 3 Probleme: Annas Knieschmerzen, anhaltender starker Gegenwind, langweilige Landschaft. So ergatterten wir uns nach 150 von 250 km eine Mitfahrgelegenheit nach Puerto Natales, von wo aus wir uns die berühmten Torres del Paine anschauen werden.

unsere Velos

zwischen Chile und Argentinien

in der Unterkunft

Ausblick vom Zelt aus

Montag, 13. Februar 2017

Tierra del Fuego (a.k.a. Tierra del viento)

Drei Velotage haben wir hinter uns. Die erste Nacht verbrachten wir in Tolhuin. Die dortige Paneteria La Union ist dafür bekannt, dass Velofahrer gratis übernachten können. Auch wir machten davon Gebrauch und trafen andere Velofahrer, die sogar mit einem Tandem unterwegs sind.
Zwei Tage fuhren wir auf Schotterstrasse. Dabei mussten wir zwischen Waschbrett und Schlaglöchern ständig die günstigste Linie finden. Bei Gegenwind kamen wir nur langsam voran, schneller als 10 km/h lagen abschnittsweise nicht drin und windschattenfahren ist auch kaum möglich. Dafür wurden wir mit einer Übernachtung am Lago Yehuin (s. Foto) belohnt. War der Wind weg und wir mit 20 km/h unterwegs, wurden wir bereits euphorisch.
Beim langsamen Fahren bleibt dafür mehr Zeit um die Landschaft zu bewundern. Endlose Weiten mit Gras wechseln sich ab mit Wald, voll behangen mit Flechten. Dazwischen schlängeln sich Flüsschen und liegen Seen. Die Strasse war stets umgeben von Zäunen. Dahinter mögen sich irgendwo Schafe und Kühe verbergen, die wir selten sahen und zu riesigen Estancias gehören. Die Estancia José Menéndez zum Beispiel verfügt über 1600 Quadratkilometer Weideland.
Nach den ersten 3 Tagen und 270 Kilometern haben wir uns heute einen Ruhetag gegönnt und planen, morgen erstmals die Grenze nach Chile zu überschreiten.

Freitag, 10. Februar 2017

Am Ende der Welt

Wir sind am Ende der Welt angekommen! Auch wenn es für uns mehr der Anfang der Welt ist. Ab hier geht es nur nordwärts.

Angekommen sind auch unser Gepäck und unsere Velos, wenn auch mit einem Adrenalinschub in Buenos Aires. Nach einem gemütlichen Frühstück und Wechsel des Terminals wurden wir kurz vor dem Weiterflug nach Ushuaia am Gate ausgerufen und mussten unser Gepäck - wider gegenteiliger Information am Vortag in Zürich - im Ankunftsterminal auschecken und im Abflugterminal wieder einchecken. Das wäre abgesehen vom Zeitdruck kein Problem gewesen, doch die Röntgenmaschine für Sperrgut war zu klein für unsere Velokisten. Da wir die Velos nicht mit dem Bus oder mit einer anderen Fluggesellschaft zwei Tage später transportieren lassen wollten, mussten wir die Kartons ausräumen. Alle Einzelteile und die Kartonkisten (zusammengedrückt) mussten durch die Maschine und auf der anderen Seite wieder eingepackt werden. Die Zeit hat gereicht und alles konnte im Flugzeug mitfliegen.

In der Zwischenzeit haben wir die Velos bereitgemacht, Lebensmittel eingekauft und uns Ushuaia angeschaut. Velotouristen gibt es einige, den ersten haben wir bereits am Flughafen kennengelernt.

Nun wollen wir endlich los. Morgen schwingen wir uns das erste mal so richtig in den Sattel.