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Mittwoch, 27. September 2017

Kolumbien

Eigentlich wollten sie uns aus Ecuador nicht ausreisen lassen. Da der Grenzposten, bei dem wir ins Land eingereist waren, nicht am Internet angeschlossen ist, waren wir nicht im System erfasst. Hätte uns der Beamte einfach den Ausreisestempel gegeben, wäre es so, als wären wir gar nie in Ecuador gewesen, was natürlich gar nicht geht. Nach teuren Kopien unserer Pässe konnten unsere Daten durch mehrere Zollbeamte, unterstützt durch den Oberzollbeamten, nachträglich im System erfasst werden und wir durften ausreisen.
In Kolumbien wollten wir endlich noch einen Blick in den Dschungel werfen. An den Rand des Amazonasbeckens gelangten wir über das als schönste und gefährlichste Strasse Kolumbiens bekannte "Trampolino de la Muerte": Eine kurvenreiche Schotterstrasse, die mit einer 2000 Höhenmeter-Abfahrt in den Urwald hinein führt und die Arme wesentlich mehr fordert als die Beine.
Mocoa war der richtige Ort um einige Tage auszuspannen: Endlich angenehme, warme Temperaturen,  Hängematten, frische Früchte und Wasserfälle zum Baden. Die Leute waren sehr freundlich und fragten uns mehrmals, ob wir nicht doch noch etwas bräuchten. Wir merkten schnell, dass das damit zu tun hat, dass die Region bekannt ist für Ayahuascazeremonien.
Für die Weiterfahrt nutzten wir eine Hauptverkehrsachse in Richtung Norden. Es herrschte jedoch kaum Verkehr, was bei uns ein mulmiges Gefühl verursachte. Wir passierten regelmässig Checkpoints, die ein Sicherheitsgefühl vermittelten, aber auch von Unruhen in diesem Teil des Landes zeugten.
Vom feuchtwarmen Klima kamen wir ins heisstrockene. Der Wald verschwand und wurde durch Kakteen ersetzt. Bei 40 Grad kamen endlich Annas Sandalen zum Einsatz. In der Tatacoawüste zelteten wir zu letzten Mal, obwohl es dafür viel zu heiss war. Als Anna dabei noch krank wurde, gönnten wir uns für die folgende Nacht ein Hotelzimmer mit Klimaanlage.
Als wir Bogotá erreichten, entschieden wir uns, wie wir die verbleibenden Tage bis zum Abflug verbringen wollten. Wir besichtigten die Salzkathedrale in Zipaquirá, die in den stillgelegten Teil einer Salzmine gebaut wurde. In die vorhandenen Tunnels und Hallen sind schlichte Kreuze, Kuppeln und Kapellen ins Steinsalz gehauen und mit spärlichem Licht ausgeleuchtet. Durch die Schlichtheit und Natürlichkeit des Steinsalzes ist es eine der schönsten Kirchen, die wir je besichtigt haben. 
In Villa de Leyva verbrachten wir einige gemütliche Tage mit viel Kaffee trinken und überschritten ein letztes Mal die 3000m-Marke bei einer Wanderung zu einem heiligen See. Im Glauben der Muiscas war dieser See die Geburtsstätte der Menschheit. Die wackeligen Beine beim bergab laufen und der Muskalkater am nächsten Tag machten deutlich, dass Velofahren und Wandern nicht die gleichen Muskeln beanspruchen.

Bogotá ist eine Stadt mit vielen verschiedenen Gesichtern. Zwischen prachtvollen Kolonialbauten stehen viele heruntergekommene Häuser. Es gibt herausgeputze Quartiere mit chicen Malls und Restaurants, aber auch Strassen, in denen man sich schon bei Tageslicht unwohl fühlt. Auf den Strassen mischen sich Touristen, Businessmenschen, Strassenverkäufer in zerschlissener Kleidung und Obdachlose, die auf dem Trottoir schlafen.
Wir verbrachten einige Stunden im Botero Museum, in dem Bilder von Fernando Botero und diejenigen anderer bekannter Künstler wie Giacometti, Monet oder Picasso ausgestellt sind. Fernando Botero malte fast ausschliesslich pummelige Menschen oder Stilleben mit pummeligen Früchten.
Da die Stadt liberal mit Graffitis und Streetart umgeht, sind die Strassen voll davon. Auf der Graffititour erhielten wir Informationen zu der Bedeutung einzelner Bilder. Die Tour ermöglichte uns nicht nur einen Einblick in die Graffitikultur, sondern auch in die Geschichte und Politik des ganzen Landes, was in den Bildern teils zum Ausdruck kommt.

Wir haben über 10'000km im Velosattel verbracht, haben einen ganzen  Kontinent durchfahren und so die verschiedensten Landschaften und Menschen gesehen. Es war ein grosses Abenteuer.
Nun sind die Velos demontiert und verpackt. Die letzten Stunde unserer Reise liegen noch vor uns.
Wir freuen uns auf die Schweiz und auf euch. Hasta pronto, amigos.

Trampolino de la muerte

Trampolino de la muerte

Dieser Wasserfall im Regenwald sorgte für eine herrliche Abkühlung 

Der Papst auf seinem Besuch in Kolumbien

San Agustin, Steinskulpturen als Grabbeigabe

André macht Zuckerrohrsaft

Desierto de Tatacoa

Salzkathedrale

Graffiti in Bogota

Präkolumbianisches Hollowtech II Tretlager aus purem Gold


Sonntag, 10. September 2017

Peru/Ecuador

Nach Huaraz radelten wir durch den spektakulären Cañon del Pato (Entenschlucht), worauf wir uns seit langem gefreut hatten. Anschliessend ging es weiterhin ständig bergauf und bergab. In der Zwischenzeit hatten wir uns für einen Einsatz auf einem Bauernhof im Süden Ecuadors verpflichtet. Wir merkten schnell, dass der Zeitplan in Anbetracht der Peruanischen Topografie und Andrés kurzer aber intensiver Grippe mit Velofahren alleine nicht einzuhalten war und mussten einige Busse nehmen, um an die Grenze zu Ecuador zu gelangen.
Während die Landschaft im Norden Perus noch ähnlich wie diejenige weiter im Süden war, hatten sich die Ortsbilder der Dörfer und Städte gegenüber dem bisher gesehenen stark verändert. In den meisten und sogar in den kleinen Ortschaften herrschte nun der Kolonialstil vor, was uns sehr gefiel. Die Stadt Cajamarca hat uns beispielsweise sehr gut gefallen. Dort gelten zudem Milchprodukte als grosse lokale Spezialität. Mit dem Jogurt, den wir literweise konsumierten, konnten wir uns viel besser anfreunden als mit dem Käse, den es in unzähligen aber durchwegs langweiligen Varianten gab. Der "queso suizo" wurde uns als "kaugummiartig" angepriesen, was sich auch bewahrheitete.
Mit dem Grenzübertritt nach Ecuador veränderte sich auch die Landschaft. Dies war wohl die bisher spürbarste Landesgrenze. Auf einmal fanden wir uns bei grosser Hitze auf einer kleinen steilen Schotterstrasse wieder, welche sich durch tropische Vegetation schlängelte.
Wir merkten jedoch schnell, dass sowohl die Vegetation als auch das Klima sehr stark von der Höhenlage abhängt.
Der kleine Bauernhof, auf dem wir ca. 2 Wochen arbeiten wollten, lag auf mittlerer Höhe und war umgeben von Orangenbäumen, Bananenstauden, Kaffeesträchern und Kuhweide.
Wir bekamen eine eigene Saftpresse und konnten uns gelegentlich einige Orangen pflücken und entsaften. Unter anderem stutzten wir mit Macheten bewaffnet die Bananenstauden.
Leider bekamen wir schnell das Gefühl, dass wir gar nicht wirklich gebraucht wurden. Und so einigten wir uns mit den Besitzern darauf, dass wir nach ein paar Tagen wieder weiterfuhren.
Als wir vom Bauernhof losfuhren, machte sich bei Anna eine üble Magenverstimmung bemerkbar, welche uns bereits im nächsten Städtchen, Vilcabamba zu einem Ruhetag zwang. André nutzte die Zeit, um sich bei perfektem Wetter unbemerkt unter die Leute zu mischen und diese nach den neusten Verschwörungstheorien auszuhorchen. In Vilcabamba leben sehr viele Ausländer, insbesondere aus den USA. Viele von ihnen sollen an seltsame Dinge glauben.
Auf dem Weg nach Cuenca hatten wir zum Teil Begleitung eines Belgischen Velofahrers, den wir bereits an unserem ersten Tag in Ushuaia angetroffen haben. Nach dem perfekten Wetter in Vilcabamba wurde es auf über 3000 müM bei strömendem Regen leider wieder recht unangenehm.
In den Dörfern Ecuadors sahen wir weiterhin viele indigene Menschen. Die Frauen trugen etwas andere Kleidung als in Peru und Bolivien, trugen jedoch dieselben bunten Tücher um den Oberkörper, mit denen sie allerlei Dinge transportieren. Erstmals sahen auch die Männer irgendwie speziell aus: Sie tragen die langen dunkeln Haare zu Pferdeschwänzen gebunden und lustige Dreiviertelhosen. Die Gesichter dieser Menschen erinnern stark an diejenigen der "Indianer", welche in Nordamerika leben. 
Vor Quito, der Hauptstadt Ecuadors hatten wir erst grossen Respekt, da überall vor der Kriminalität etc. gewarnt wird. Schliesslich waren wir sehr positiv überrascht. Am stärksten in Erinnerung bleiben uns der botanische Garten, die eindrückliche koloniale Architektur, die Besteigung des 4690 Meter hohen Hausbergs Rucu Pichincha und der sonntägliche Ciclopaseo. Jeden Sonntag wird eine rund 30 km lange Strecke quer durch Quito, zu einem grossen Teil die Hauptverkehrsachse, für den motorisierten Verkehr gesperrt und steht den Velofahrern, Läufern und Spaziergängern zur freien Verfügung. Ein wahrer Hochgenuss...
Unter ständigem Auf und Ab und bei eher kühlen Temperaturen fuhren wir weiter in Richtung Kolumbien.

Entenschlucht

 

Nordperu

Auf und Ab in Peru

Cajamarca

Ecuador: Cuenca

Ciclopaseo in Quito

 

Ecuador