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Samstag, 25. März 2017

Video

Wir freuen uns, dass unser Blog auf reges Interesse stösst. Um euch Leser nicht allzu fest zu langweilen, haben wir uns vorgenommen, auch mal einen Eintrag zu erstellen, wenn ein Weile lang nicht so viel los ist (wie z.B. auf der Carretera Austral).
Als besonderen Leckerbissen haben wir ein kleines Video erstellt.
Leider sind unsere technischen Möglichkeiten sehr eingeschränkt, wir bitten um Nachsicht (besonders bezüglich der Vertonung) und ergänzen die Videos nach unserer Rückkehr gerne mit Livekommentaren.



Donnerstag, 23. März 2017

Carretera Austral

Seit rund drei Wochen sind wir auf der "Carretera Longitudinal Austral Presidente Pinochet" unterwegs. Die grösstenteils aus Schotter bestehende 1350 km lange Strasse wurde von Diktator Pinochet als Prestigeobjekt in Auftrag gegeben. Nach über 20 Jahren Bau wurde 1996 die südlichste Ortschaft Villa O'Higgins erschlossen. Carretera Austral, das bedeutet: Wunderbare und abwechslungsreiche Landschaft, viel Gerüttel auf der Schotterstrasse und viel Sonnenschein in den letzten Tagen, obwohl wir im Regenwald unterwegs waren.
Ab Villa o'Higgins fuhren wir entlang von endlosen Mooren, durchzogen von den typisch braun gefärbten Bächen und zahlreichen Wasserfällen. Viele Bergkuppen waren bedeckt mit Gletschern. Es folgten viele Seen und Fjorde, die wir mit Fähren überqueren mussten. Wir machten eine schöne Wanderung durch den Bosque Encantado, einen Regenwald mit riesigen Bäumen, die über und über mit Moos und Flechten bewachsen sind. Wie in einem Märchen. Am Ende des Wanderweges lud der Blick auf einen Hängegletscher mit Wasserfall und Bergsee zum Verweilen ein.
Die Carretera besteht mehrheitlich aus Schotter unterschiedlichster Qualität. Einige Abschnitte sind fast glatt, manche mit sehr grobem Kies durchsetzt. Zum Teil macht einem das berüchtigte Wellblechmuster das Leben etwas schwer. Der Ripio lockert alle möglichen Schrauben, rüttelt alle Organe an den richtigen Platz und zerrt ein wenig an den Nerven. Zu schaffen macht uns manchmal auch der Staub, der bei jedem vorbeifahrenden Auto aufgewirbelt wird, was zum Glück eher selten passiert. Umso mehr genossen wir Beton- oder Asphaltstrassen, die es in den letzten Tagen ab und zu gab.
Dörfer gibt es einige, so konnten wir uns regelmässig mit Essen versorgen. Leider ist das Angebot an Esswaren meist sehr klein. So verbrachten wir viele Stunden damit, uns bei allen vorhandenen Läden die leckersten Zutaten zusammenzusuchen. Kulturell konnten wir nur wenig in Erfahrung bringen - viele Dörfer sind nicht älter als 50 Jahre. In Puyuhuapi hatten wir den Eindruck, dass die Einheimischen langsam genug hatten von den Touristen. Die Saison ist praktisch zu Ende und wahrscheinlich wollen sie ihre Ruhe.
Das Dorf Chaitén ist noch viel jünger: 2008 gab es einen Vulkanausbruch, welcher das ursprüngliche Dorf völlig verschüttete. Es wurde an einem anderen Ort neu aufgebaut, was man dem Ortsbild jedoch nicht wirklich ansieht.
Übernachtet haben wir grösstenteils im Zelt. In der Regel ist es kein Problem, irgendwo ein schönes Plätzchen für sein Zelt zu finden. Ein wahrer Glücksfall war der Camping Cerro Color auf einem kleinen, sehr idyllisch gelegenen Bauernhof. Wir durften dort frisches Gemüse direkt und gratis aus den Gewächshäusern aussuchen. Ein wahrer Genuss, denn Gemüse, vor allem frisches, ist hier selten. Der Besitzer unternahm mit uns eine Bootsfahrt, bei der wir, leider erfolglos, versuchten zu fischen. Dafür kochte uns Philomena das beste Lachsgericht, das wir je gegessen haben.
Nun sind wir in Puerto Montt, dem anderen Ende der Carretera Austral angelangt. Als nächstes werden wir wohl zwischen den chilenischen Seen nach Argentinien wechseln und dort weiterhin nordwärts radeln.
Die wunderschöne, vielfältige, naturbelassene Landschaft Nordpatagoniens war alle Strapazen Wert. Die Carretera ist im heutigen Zustand zu einem grossen Teil reinster Genuss. Man muss nie für länger als 2 - 3 Tage Essen mittragen. Es gibt fast überall Wasser (lässt sich direkt aus den meisten Bächen trinken). Wildes Zelten ist kein Problem. Im Prinzip die perfekte Veloreise-Route.
Auf dem Abstecher nach Caleta Tortel

typisch Carretera Austral

vorbei an Seen und Mooren

im Bosque Encantado

Im Regenwald ist das Zelt immer nass.

Montag, 6. März 2017

Abenteuerlicher Grenzübertritt

Die Carretera Austral ist eigentlich eine Sackgasse. Für abenteuerlustige Velofahrer und Wanderer gibt es jedoch die Möglichkeit, von El Chaltén quasi durch die Hintertüre nach Villa O'Higgins zu gelangen, was wir natürlich machten.
Teil 1: Bei strömendem Regen holperten wir auf einer Schotterstrasse zum Lago del Desierto. Die Landschaft war grandios, der nebenher strömende Fluss auch. Dieser führte Hochwasser, was teilweise die Strasse überflutete. Wir schreckten vor nichts zurück und fuhren tapfer durch das teilweise 30cm tiefe Wasser. Den Lago del Desierto überquerten wir mit einer Fähre. An dessen Nordufer war der argentinische Zoll: Im Nirgendwo, nur erreichbar per Fähre oder Wanderweg stempelte der Zöllner unsere Pässe ab und liess uns auf der Wiese friedlich zelten.
Teil 2: Am nächsten Tag mussten wir unsere Velos 3.5 Stunden einen Wanderweg hochschieben. Für Downhillbikers sicher ein Traumtrail, für uns harte Schufterei. Teilweise war er tief eingegraben oder mit grossen Steinen und Wurzeln übersät. Dazwischen mussten wir Bäche überqueren, für die nur einige Baumstämme oder auch Äste als Brücke dienten. Als Wanderer ein Kinderspiel, für uns hiess das: Alles Gepäck abladen, einzeln hinübertragen, Velo holen und wieder beladen. An der chilenischen Grenze fing, wiederum im Nirgendwo, eine Schotterstrasse an und wir konnten 16km relativ gemütlich zum Lago o'Higgins hinunterrollen. Unsere Einreise wurde abgestempelt und wir warteten auf die Fähre, welche wir drei Tage vorher reserviert hatten. Vergebens, sie fuhr an diesem Tag nicht.
Teil 3: So schlugen wir unser Zelt auf dem Campingplatz auf (wieder ein Ort, der nur per Fähre und Wanderweg erreichbar ist) und gesellten uns zu den anderen, die auch dort festsassen. Wir hatten zum Glück noch unser Reserveessen, die anderen waren ziemlich ausgehungert. Die Wartezeit überbrückten wir mit Kirschenpflücken und -essen. Am nächsten Tag kam abends um acht doch noch eine Fähre und wir rollten um Mitternacht endlich in Villa o'Higgins ein.
Jetzt fahren wir auf der Carretera Austral und geniessen die Abgeschiedenheit und die wunderschöne Naturlandschaft. Mehr dazu später...

Eine von vielen Brücken

Es war gerade etwas nass

als Belohnung die Abfahrt zum Lago O'Higgins

Die haben tatsächlich unsere verbotene Peperoni gefunden! Wenigstens durften wir sie gleich am Zoll essen.